Hoher Besuch kam am 19.04.2016 nach Marktheidenfeld: Die SPD-Generalsekretärin Katarina Barley besichtigte zunächst zusammen mit MdB Bernd Rützel, dem stellvertretenden Landrat Harald Schneider und unseren Stadträten Hermann Menig, Ragnhild Buczko und Barbara Otter die noch im Bau begriffene Gemeinschaftsunterkunft, die nahe dem Krankenhaus entsteht und unterhielt sich anschließend mit Flüchtlingen, Kommunalpolitikern, Vertretern der Caritas und der Kirche in der Franck-Stube.
Die Unterkunft, die bis Ende des Monats fertiggestellt sein soll, wird in Zukunft von maximal 180 Personen bewohnt und bietet für Asylsuchende eine vorübergehende, aber dennoch angemessene Bleibe. Lothar Menzel, der bei der Regierung von Unterfranken für die Anschlussunterbringung von Asylbewerbern verantwortlich ist, erklärte, dass außer bei den Gebäuden in Marktheidenfeld auch in Würzburg und Obernburg bewusst Holzhäuser für die Errichtung einer Gemeinschaftsunterkunft und eben keine Container gewählt worden seien, um eine menschenwürdige Unterbringung zu gewährleisten. Im Anschluss begleitete uns Katarina in die Franck-Stube, wo sie bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch mit Flüchtlingen aus Syrien und Afghanistan kam, die mit ihrem Deutschlehrer Johannes Hock der Einladung des Ortsvereins gefolgt waren. Trotz ihrer kurzen Aufenthaltsdauer von etwa sechs Monaten wurde deutlich, dass die jungen Männer, die zum Teil aus Rakka stammen und vor der Zwangsrekrutierung durch ISIS-Truppen geflohen sind, bereits überraschend sicher in der deutschen Sprache sind. Eines ihrer größten Anliegen, so Pfarrer Alexander Eckert, sei, die Anerkennung der Führerscheine zu vereinfachen oder zumindest die Führerscheinprüfung auch in anderen Sprachen, vor allem in Farsi und Arabisch anzubieten, da die Flüchtlinge durch Dolmetscher- und Fahrdienste die ehrenamtlichen Helfer enorm entlasten würden, bis nach sechs Monaten die ausländische Fahrerlaubnis nicht mehr gültig sei und diese auch nicht einfach verlängert werden könne. Katarina zeigte sich ebenso verständnislos wie die übrigen Anwesenden, warum das Bundesverkehrsministerium nach wie vor keine Bereitschaft zeige, die wenigen dafür notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, die auch die Integration der Flüchtlinge erleichtere, wenn diese mit einem Führerschein dann auch leichter in Arbeit vermittelt werden könnten. Sie bat Pfarrer Eckert ihr diesbezüglich noch einmal den konkreten Fall eines in Marktheidenfeld lebenden Syrers schriftlich zu schildern, der bislang unschätzbare Dienste für die Unterstützung der ehrenamtlichen Helfer leistet, indem er als Dolmetscher Flüchtlinge beispielsweise zum Arbeitsamt begleitet. Darüber hinaus übergab Pfarrer Eckert ihr auch eine Liste mit 17 weiteren Punkten, die den ehrenamtlichen Helfern am Herz liegen. Warum bislang nur syrische, nicht aber afghanische Flüchtlinge zu den weiterführenden Integrationskursen zugelassen würden, obwohl er und seine Frau sehr interessiert daran seien, ihre Sprachkenntnisse weiter auszubauen, fragte ein junger Afghane, der vor seiner Flucht als Schneider von Hochzeitskleidern gearbeitet hatte. Katarina erklärte, dass die Zulassung von der Anerkennungsquote bestimmter Nationalitäten abhinge und im Augenblick etwa 49% Prozent der Asylanträge aus Afghanistan anerkannt würden, für die Zulassung zu einem Integrationskurs aber eine Quote von mindestens 50% nötig sei. Dennoch machte sie dem jungen Afghanen Mut: die Fördergelder für Sprachkurse seien erst vor kurzem deutlich angehoben worden und es werde durchaus darüber diskutiert, die Schwellen für die Zulassung zu senken. Franz Engert, der Vorsitzende des Caritas-Verbands Main-Spessart, war mit Antonia Siegler, die unter anderem für die Wohngruppe unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in Altfeld zuständig ist, gekommen, um zu verdeutlichen, dass die Caritas gemeinsam mit der Diözese Würzburg von Anfang an engagiert für die Betreuung und Unterbringung von Flüchtlingen gearbeitet habe, nicht zuletzt dank der persönlichen Unterstützung durch Bischof Hofmann und dass sich dieses Bemühen auszahle. Für die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge wünschte sich Antonia Siegler möglichst schnell eine Lösung für die Fälle, in denen die Flüchtlinge 18 Jahre alt werden und dann von heute auf morgen aus der Jugendhilfe herausfallen. Viele Maßnahmen, die bis zu diesem Zeitpunkt ergriffen werden, um die Jugendlichen zu stabilisieren und in die Gesellschaft zu integrieren, fallen dann weg und die Jugendlichen sind dann oft ganz schnell auf sich alleine gestellt. Einig waren sich alle Anwesenden, dass nach wie vor das Engagement der vielen ehrenamtlichen Helfer auch weiterhin unverzichtbar für die Unterstützung der Flüchtlinge sein wird.